Zeitzeugen bereichern den Geschichtsunterricht an der TGS in Bürgel

Das Fach Geschichte erleben so manche Schüler als uninteressant und langweilig, was aber nicht sein muss und meist auch nicht ist.

So soll nach den Vorgaben des Lehrplans das Unterrichtsfach Geschichte „…erlebbar, nachvollziehbar sowie exemplarisch unterrichtet werden…“, um das eigenständige historische Denken aller Schüler und Schülerinnen zu entwickeln und zu fördern.

Um diesem Ziel besonders in dem Abschlussjahrgang näher zu kommen, wurden in dem Geschichtsunterricht beider Klassen zwei Experten geladen, die von ihrer Arbeit bzw. von ihren Erinnerungen erzählen sollten.

Unser erster Referent war Herr Kozlowski vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Anfang Juli mit der Umbettung der sterblichen Überreste ehemaliger Buchenwaldhäftlinge entlang der B7 von Großlöbichau bis Bürgel zu tun hatte. In spannenden zwei Schulstunden berichtete er sehr anschaulich, gepaart mit enormem fachlichem Wissen, von seiner Arbeit allgemein sowie von den Ergebnissen seiner Tätigkeit im Auftrag der Stadt Bürgel. Fotos und mitgebrachte Beispielfunde zeigten sehr anschaulich die Bedeutung und Wichtigkeit seiner Arbeit als „Umbetter“ im Auftrag des Volksbundes. Für die Schüler unserer Schule wurde damit ein neues Wissensfeld eröffnet, wovon der Großteil der Zuhörer im Vorfeld noch nie etwas gehört hatte. Vielfältige Fragen wurden durch ihn professionell beantwortet und somit das Interesse an diesem Arbeitsbereich gefördert. Herzlichen Dank, Herr Kozlowski, für Ihre Bereitschaft, nach Bürgel zu kommen und uns an Ihren weitreichenden Erfahrungsschatz teilhaben zu lassen.

Ein weiterer Höhepunkt war in der letzten Woche im November der Besuch einer Bewohnerin aus dem Wohnpark Köber in Bürgel- Frau Stapel- in unserer Schule.

Frau Stapel, Jahrgang 1933, kam mit etwas Herzklopfen in den Unterricht und erzählte von ihrem bewegten Leben – von ihrer Flucht gemeinsam mit ihren Geschwistern und der Mutter aus Oberschlesien, der miterlebten Bombardierung Dresdens, dem erneuten Weggang aus Dresden sowie dem Ankommen und dem schweren „Neuanfang“ in Schlieben bei Herzberg/Brandenburg- weit weg von ihrer alten Heimat Leobschütz.

Weiterhin erfuhren die Zuhörer von vielen positiven persönlichen Erlebnissen sowie privaten Tiefschlägen, die die Schüler nachdenklich werden ließen und zur intensiveren Auseinandersetzung mit der Zeit und den dort stattgefundenen Ereignissen anregte.

Beruflich war Frau Stapel in vielen Bereichen tätig gewesen, hat sich von der einfachen Köchin zur Kämmerin in ihrem Heimatort hochgearbeitet und appellierte abschließend an die Jugend, das Lernen in der Schule als wichtig und notwendig zu erkennen, um erfolgreich das Leben meistern zu können.

Betroffen und noch nicht vollständig den Umfang des Gesagten erfassend, verließen die Schüler der Klasse 10 die Schule. Eine weitere Aufarbeitung der neuen Erkenntnisse wird sicher noch eine Zeit in Anspruch nehmen.

Die von den Schülern verfassten Eindrücke waren alle sehr positiv und sehr oft auch emotional verfasst worden und mit einigen Zitaten daraus möchten wir uns für diese offenbarte Lebensgeschichte bei Frau Stapel recht herzlich bedanken.

„…Die Ereignisse von Dresden 1945 waren mir zwar bekannt und auch bewusst, aber sie von einer Person zu hören, die alles erlebt hat, hat mich auf einer Ebene berührt, die ich nicht erklären kann. Frau Stapel verdient den höchsten Grad an Respekt und wir sollten uns alle ein Beispiel an ihrer Denkweise, gerade in Bezug auf Bildung, nehmen…“.

„…Während sie redete, ist mir bewusst geworden, was im Leben wirklich zählt und das man Verantwortung füreinander übernimmt.

Vielen Dank für Ihre Zeit, Ihre Offenheit und Ihren Mut, vor zwei Klassen zu sprechen. Sie haben einen tiefen Eindruck bei uns hinterlassen…“.

„…Es ist kaum in Worte zu fassen, wie groß mein Respekt ihnen gegenüber ist, über ein Thema zu sprechen, wo andere zu schweigen beginnen…“.

Petra Krüger

Fachlehrerin Geschichte

TGS Bürgel